Mit Pflegekräften aus Kolumbien gegen den Personalmangel

Um auf den Pflegefachkräftemangel zu reagieren, setzen sowohl die Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz (GGZ) als auch die Häuser der KAGes verstärkt auf Personal aus Kolumbien. Warum gerade kolumbianische Fachkräfte qualifiziert sind, welche bürokratischen Hürden sich allerdings bei der Anstellung ergeben.

Der Fachkräftemangel in der Pflege ist in der Steiermark omnipräsent. "Neue Wege und innovative Lösungen in der Pflege zu suchen,  ist angesagt", heißt es daher aus dem Büro der zuständigen Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß. Mit Pflegefachkräften aus dem Ausland möchte man dem Problem nun Abhilfe schaffen. Nachdem auch die Kapazitäten der europäischen Nachbarländer erschöpft sind, hat man in der Steiermark den Blick nach Südamerika gerichtet und insbesondere Personal aus Kolumbien ins Auge gefasst.

"Wir haben schon seit längerer Zeit mit der WKO Außenhandelsbotschaft in diversen Ländern Kontakt gepflegt, um den 'Markt' zu sondieren. Im Frühjahr 2021 ist eine Agentur mit einem Konzept zur Rekrutierung von Pflegefachkräften aus Südamerika/Kolumbien auf uns zugekommen", berichtet Gerd Hartinger, Geschäftsführer der Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz (GGZ)

Kolumbianische Pflegefachkräfte bei GGZ und KAGes 

"Kolumbianerinnen und Kolumbianer sind auf Grund des gleichen Curriculums in der diplomierten universitären Pflegeausbildung und ihrer Haltung der älteren Bevölkerung gegenüber dafür prädestiniert", sagt Hartinger. "Die Erfahrung zeigt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fachlich sehr gut ausgebildet sind und auch EDV- technisch gut gerüstet", bestätigt auch Christina Grünauer-Leisenberger, Leiterin des Personalmanagements und internationalen Recruitments in der KAGes

Seit März 2023 haben insgesamt 16 Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pflegepersonen (DGKP) aus Kolumbien ihren Dienst in der KAGes angetreten – sieben davon am LKH Graz II, Standort West und neun am LKH Hochsteiermark an den Standorten Bruck/Mur und Leoben. Das Recruiting von weiteren 30 DGKP aus Kolumbien für die Standorte Graz II und Hochsteiermark hat am 14. März gestartet. Bei den GGZ sind es bislang acht kolumbianische Pflegefachkräfte, die nun seit drei Wochen in Graz sind und mit 21. März ihre Tätigkeit in den vier städtischen Pflegewohnheimen begonnen haben. Sieben weitere Kolleginnen und Kollegen aus Kolumbien sollen planmäßig noch im Sommer 2023 folgen. 

Positive erste Erfahrungen

"Der Einstieg hat sehr gut geklappt, das Sprachniveau ist gut und sie sind sehr engagiert, herzlich und dankbar", erzählt Romina De Lellis-Stermole, die die neuen kolumbianischen Kolleginnen und Kollegen nach ihrer Ankunft bei den GGZ gemeinsam mit ihrer Kollegin Verena Matz betreut hat. Noch in ihrem Heimatland haben die Pflegefachkräfte bereits Deutsch auf B2-Niveau gelernt, in Graz besuchen sie aufbauend wöchentliche Kurse auch im Speziellen für den Pflegeberuf.

Um die Ankunft in Graz und bei der Arbeit in den GGZ so reibungslos wie möglich zu gestalten, wurden den neuen Kolleginnen und Kollegen bereits vorab Wohnmöglichkeiten organisiert und Mentorinnen beziehungsweise Mentoren zur Seite gestellt, berichtet De Lellis-Stermole.

Bürokratische Hürden

Eine Hürde, vor die die Fachkräfte allerdings noch gestellt werden, ist die Bürokratie: Ein Jahr dauert die offizielle Anerkennung der Ausbildung ausländischer Pflegefachkräfte in Österreich. Um in Österreich auch vor der erfolgten Homologación für die Dauer eines Jahres unter Anleitung und Aufsicht arbeiten zu können, benötigen die Pflegkräfte aus Drittstaaten einen Bescheid, der vom Land Steiermark auszustellen ist und die grundsätzliche Nostrifizierbarkeit ihrer Ausbildung bestätigt. 

"Tatsächlich ist die Nostrifizierung der Berufsausbildung in Österreich eine große Herausforderung", sagt diesbezüglich die KAGes-Personalmanagement-Leiterin. "Es ist zur Sicherstellung der Qualität natürlich erforderlich, dass die Nostrifizierung sorgfältig und entsprechend den gesetzlichen Vorgaben erfolgt", sagt sie, führt aber aus: "Da die Rekrutierung im Ausland als Übergangsmaßnahme in den nächsten zwei bis drei Jahren jedenfalls erforderlich sein wird, wäre es wichtig, dass an diesen Stellen auch entsprechende Personalressourcen vorhanden sind."

"Es ist in Österreich überaus bürokratisch und langwierig, was einen systematischen Wettbewerbsnachteil für Österreich – in diesem Pflegenotstand - zum Beispiel gegenüber Deutschland darstellt", bestätigt auch Hartinger aus Sicht der GGZ. "Wir suchen in der Verwaltung immer Optimierungspotenziale", heißt es auf Rückfrage um mögliche bürokratische Erleichterungen aus dem Büro der Gesundheitslandesrätin, die  Entscheidungsvoraussetzungen regle allerdings der Bund.

Quelle: RegionalMedien Steiermark / Woche Graz oder MeinBezirk.at (Antonia Unterholzer)

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