„Was ich nicht kenne, probiere ich“

Die Presse, Samstag, 15. Februar 2025

Porträt. Dringend benötigte Pflegekräfte nach Österreich zu bringen ist die Aufgabe von Frederic Metlewicz und seinem Team. Seine Multikulturalität hilft ihm dabei.

Von Michael Köttritsch

Seine Multikulturalität kommt Frederic Metlewicz immer wieder zugute. Die Mutter Französin, der Vater Pole, er selbst, mit hispanophiler Ader, studierte in Granada. Zu Hause spricht man Französisch, Polnisch und Deutsch, „was einem zuerst einfällt“. Und so zog es ihn bei seinen ersten beruflichen Stationen bei Mayr-Melnhof Packaging und Asta ins Ausland – nach Frankreich, Tunesien, Deutschland, Spanien, Bosnien und Indien.

Von einer Dienstreise am Subkontinent kam der 39-Jährige erst diese Woche zurück. In seiner Funktion als Managing Director von Talent & Care. Seit August 2023 führt er die Geschäfte des Fachkräfte-Recruitment-Unternehmens, das seit einiger Zeit Teil der Humanocare-Gruppe ist und sich auf die Vermittlung von Pflegepersonal spezialisiert hat.

Weil es in Österreich zu wenig Menschen gibt, um den Bedarf zu decken, bringt Talent & Care Pflegepersonal aus Kolumbien, Ecuador, Indien, Indonesien und von den Philippinen nach Österreich. 220 Personen waren es im Vorjahr, 400 sollen es heuer sein. Dabei kümmert sich sein Unternehmen nicht nur um die Auswahl geeigneter Fachkräfte, sondern auch um die Deutschkurse. In Kolumbien etwa betreibt man eine eigene Sprachschule mit derzeit rund 700 Lernenden.

Eine der Herausforderungen, an denen Metlewicz und seine weltweit rund 85 Mitarbeitenden feilen, ist, die Planbarkeit für alle Beteiligten zu erhöhen: Für das Pflegepersonal, das nach der meist vierjährigen akademischen Ausbildung (in Österreich drei Jahre) noch etwa zehn bis 15 Monate lang Deutschkurse besucht, um den Abschied aus dem Heimatland zu planen. Für die Kunden – Krankenanstalten und Pflegeheime –, um Personal dann zur Verfügung zu haben, wenn es gebraucht wird. Und für Talent & Care, um rechtzeitig alle rechtlichen und bürokratischen Auflagen, die sich zudem laufend ändern, erledigt zu haben.

Mit allen, die man nach Österreich geholt habe, halte man Kontakt und unterstütze bei der Integration, Familiennachzug etc. – auch wenn man nicht Dienstgeber sei.

Er sei froh, sagt Metlewicz, dass er die beruflichen Stationen in der Industrie durchlaufen habe, „weil ich jetzt gelassener durchs Leben gehe. Ich habe viele unterschiedliche Herangehensweisen gesehen, immer auch einmal Rückschläge erlebt. Mittlerweile haut mich nicht mehr so viel um.“ Auch weil er gelernt habe, kulturellen Unterschieden zu begegnen: „Zu Missverständnissen kann es dann kommen, wenn man von der eigenen Kultur ausgeht.“ An diesem Job in der Dienstleistungsbranche habe ihn auch die Internationalität gereizt. „Ich habe bisher zu keiner Herausforderung Nein gesagt. Was ich nicht kenne, probiere ich. Und ich habe es kein einziges Mal bereut.“

Was er auch gesehen habe: dass sich in Management-Hinsicht in Industrie und Dienstleistung viele Themen decken. „Da wie dort muss man sich gut organisieren, muss Prozesse aufsetzen und in Lösungen denken. Was sich ändert, ist das branchenspezifische Vokabular.“

Und dass es in diesem Geschäft nicht um Produkte, sondern „zu 100 Prozent um Menschen“ gehe, um die man sich kümmern müsse. Es gehe neben Zahlen, Daten, Fakten und Leistung um ethische Aspekte und die Integrität der Personen.

„Sind ja keine Einzelakteure“

Die ist ihm auch gegenüber seinen Mitarbeitenden wichtig. „Als Chef kommt man nicht, um der beste Freund zu sein, aber es ist umso schöner, zu sehen, dass man gemeinsam etwas schafft. Man verliert gemeinsam und man gewinnt gemeinsam. Wir sind ja keine Einzelakteure.“ Wichtig sei ihm, Respekt aufzubauen. Das bedeutet für ihn, auf jede Person einzugehen, sich zu überlegen, was sie brauchen könnte: „Es gibt Leute, die brauchen mehr Freiheit, andere eher ein Rezept.“

Daneben ist Metlewicz wichtig zu zeigen, dass man sich auch als CEO für nichts zu schade ist – um an der Maschine zu stehen oder den Boden zu wischen. Und konsistent zu sein: „Wenn ich jemandem etwas versprochen habe, möchte ich es auch halten.“ Und noch etwas: Bei aller notwendigen Flexibilität müsse man als Führungskraft verlässlich sein. So wie ein Fels in der Brandung.

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