Pfleger aus Kolumbien startet in Salzburg neu

Das Interesse an Personal aus Südamerika ist groß. Jhoan Manuel Cordoba ist schon seit zwei Jahren als Pfleger in Salzburg tätig.

(Anton Prlić)

Salzburg. Vor wenigen Wochen ist Jhoan Manuel Cordoba mit seiner Familie von Radstadt nach Parsch gezogen. In Radstadt sei es sehr schön gewesen, die Menschen nett, sagt Cordoba. Aber, sagt seine Frau, dort sei es doch zu ruhig. Für die Familie aus Kolumbien ist das Leben in Österreich eine große Umstellung. Jhoan Manuel Cordoba ist in der Hauptstadt Bogotá aufgewachsen. „Dort leben zehn Millionen Menschen – und das auf einer Fläche, die gleich groß ist wie jene von Wien.“

Jhoan Manuel Cordoba ist nach Österreich gekommen, um hier als Pflegekraft zu arbeiten. Rekrutiert hat ihn die Agentur Talent & Care. Es gäbe mehrere Gründe, warum Kolumbien ein guter Ort sei, um Pflegepersonal zu gewinnen, sagt Miteigentümer Josef Missethon. „Die Pflege wird dort mit einem vierjährigen Studium sehr gut ausgebildet. Aber es gibt schwierige Bedingungen am Arbeitsmarkt: Sie verdienen 550 bis 600 Euro, zahlen aber internationale Preise bei Konsumgütern.“ 50 Prozent der Absolventen der Pflegehochschulen seien entweder in prekären oder gar keinen Jobs. Die Normalarbeitszeit betrage 48 Stunden, standardmäßig gäbe es nur zwei Wochen Urlaub.

Die Nachfrage nach Kräften aus Kolumbien ist in Österreich groß. Das dortige Projekt entwickelte Missethon für Unternehmen in ganz Österreich. Die Salzburger Landeskliniken sollen bald Pflegepersonal über die Agentur bekommen, die Stadt Hallein hat Interesse an Kräften aus Kolumbien bekundet.

Für Jhon Manuel Cordoba und seine Frau sei es die Lebensqualität in Europa gewesen, die sie dazu bewog, hier ein neues Leben anzufangen. „Es ist ruhig, die Kinder können auf die Straße gehen, ohne Probleme zu bekommen“, sagt er. Erfahrung als Pflegekraft hat er jede Menge. Nach seinem Studium war er ein Jahr in einem Ort im Regenwald tätig. Dieser soziale Dienst ist für Pflegekräfte und Personen mit medizinischer Ausbildung in Kolumbien vorgeschrieben. Danach arbeitete er in einem Krankenhaus auf der Unfallstation und spezialisierte sich auf Kardiologie.

Dabb war er im Amazonasgebiet für eine Ölfirma tätig. „Ich war dort für die Erstversorgung der Leute zuständig. Es gibt dort kein Krankenhaus.“

Die Befugnisse von Pflegekräften in Kolumbien unterscheiden sich deutlich von jenen in Österreich. So durfte Jhoan Manuel Cordoba als spezialisierte Kraft für Kardiologie auch zentrale Venenkatheter legen. Auf Wundversorgung spezialisierte Kräfte dürfen in ihrem Bereich auch Medikamente verschreiben. Cordoba bildete sich nach seiner Zeit im Amazonas auch zum Spezialisten für Gesundheit am Arbeitsplatz aus: Tätigkeiten, die in Österreich Ärzten vorbehalten sind.

Nach zwei Jahren in Österreich hält Jhoan Manuel Cordoba nun seine Rot-Weiß-Rot-Karte in den Händen, die ihm unbeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht. „Das war nicht einfach. Aber wenn dir eine Person sagt, was zu tun ist, dann geht es“, sagt er. In Zusammenarbeit mit der Agentur Talent & Care absolvierte Cordoba noch in Kolumbien die Deutschkurse. Die Agentur kümmerte sich um die komplizierten Behördenwege. „Dafür haben wir die Vollmacht“, sagt Josef Missethon. Ohne Hilfe wäre es sehr schwierig für Personen außerhalb der EU, mit dem Prozess der Nostrifizierung der Ausbildung zu beginnen – und vor 2021 war es noch gar nicht möglich.

Erst Änderungen im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz hätten den Weg geebnet. „Die kolumbianische Ausbildung ist zur österreichischen gleichwertig, deshalb dürfen die Kräfte in Österreich sofort für maximal zwei Jahre als Pflegefachassistenz arbeiten. In dieser Zeit müssen sie die Nostrifizierung absolvieren und können dann als Diplomkraft tätig sein.“ 130 Pflegekräfte hat die Agentur als Kolumbien geholt, 270 besuchen derzeit Deutschkurse in Kolumbien. Jhoan Manuel Cordoba gehörte zu den Ersten. Er will auf jeden Fall bleiben.

Bildbeschreibung:

  1. Jhoan Manuel Cordoba mit Gattin Diana Lucia Tamayo, Tochter Maria (8) und Sohn Felipe (5). Links: Josef Missethon von der Pflegeagentur Talent & Care.
  2. Die Familie fühlt sich in der Stadt Salzburg wohl: Jhoan Manuel Cordoba mit Gattin Diana Lucia Tamayo, Tochter Maria (8) und Sohn Felipe (5).

Bild: ©SN/ANTON PRLIĆ

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