Fachkräftemangel in der Pflege | Talent&Care

Die Pflege in Graz wird zunehmend international

Das Pflege-Team in den Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz wird genauso wie im Rest der Steiermark und in Österreich zunehmend international. Mit qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland können nicht nur Personalengpässe geschlossen werden – die Arbeit in internationalen Teams sei auch bereichernd, erzählen vier Pflegefachkräfte aus vier unterschiedlichen Herkunftsländern.

"Es gab für mich viele Gründe, nach Österreich zu kommen", erzählt Yoselin Karina Brito Moscote in beinahe fließendem Deutsch. Die 28-Jährige Kolumbianerin arbeitet seit drei Monaten in einem Pflegewohnheim der Geriatrischen Gesundheitszentren in Graz (GGZ) – derzeit noch als Pflegeassistentin, denn ihre Ausbildung zur Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin muss in Österreich erst anerkannt werden. 

"Als junge Frau ist es in meinem Land nicht leicht, außerdem ist das Gehalt in Kolumbien nicht gut" – eine Standard-Woche umfasst hier 48 Arbeitsstunden, manche Verträge berücksichtigen weder Urlaub noch eine Pension. "Ich wollte das nicht für mein Leben, ich musste etwas besseres suchen", schildert die junge Frau ihre Beweggründe, alleine nach Österreich zu kommen, ohne ihre neue Heimat bis dato zu kennen. 

Wettbewerb um die besten Köpfe

Ursprünglich wollte Brito Moscote nach Kanada, über die Agentur "Talent & Care" wurde ihr es aber ermöglicht, mit Unterstützung nach Österreich zu kommen. "Jetzt bin ich sehr glücklich hier", versichert die Kolumbianerin. "Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren ist mittlerweile ein weltweites Thema, es ist also zunehmend ein Wettbewerb um die besten Köpfe", weiß Josef Missethon, der Talent & Care mitbegründet hat. Die Mission der Recruiting-Agentur ist es, durch strukturierte, nachhaltige Zuwanderung den Mangel an Pflegefachkräften in Österreich zu senken, in der Steiermark sind es bislang 35. Fachkräfte aus Kolumbien sind dabei besonders gefragt: "Sie haben eine sehr gute Ausbildung und eine schöne Wertschätzung gegenüber dem Alter. Zudem ist Kolumbien ein Land, das gut zu Österreichs Wertekultur passt", erklärt Missethon. Interesse daran, im Ausland zu arbeiten, gäbe es seitens der Kolumbianerinnen und Kolumbianer jedenfalls – "50 Prozent der Universitätsabsolventen haben vor Ort keinen Job oder nur Zeitarbeitsverträge."

Zunehmend internationales Team

Die Familie von Brito Moscote lebt noch in Kolumbien, "im Regelfall kommen die Familien aber nach, mit der 'Rot-Weiß-Rot-Karte' gibt es dafür gute Rahmenbedingungen", sagt der Talent & Care-Mitbegründer – das Programm forciere eine langfristige Zuwanderung. Alleine fühle sich die junge Kolumbianerin aber nicht: Sie ist mit sieben Kolleginnen und Kollegen in Graz angekommen. In den GGZ hat die Pflegefachkraft zudem einen Mentor an ihrer Seite und arbeitet in einem sehr internationalen Team. "Ich sehe das als Vorteil, weil jeder mit unterschiedlichen Erfahrungen kommt", schildert Dejan Paskarevic die internationale Zusammenarbeit etwa am Wachkoma-Department.

Als der 39-jährige Serbe 2013 begonnen hat, in den GGZ zu arbeiten, war er einer von wenigen ausländischen Fachkräften, genauso wie Therese Quiala aus der zentralafrikanischen Republik Kongo: "Ich war glaube ich die erste Ausländerin auf meiner Station." Heute sind die Teams weitaus internationaler geworden und so bieten die GGZ ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Migrationshintergrund etwa eigene Medizindeutschkurse an. "Obwohl ich noch Deutsch lerne, war der Start für mich leicht, weil ich fast immer kroatische, serbische oder bosnische Kollegen an meiner Seite habe", erzählt die 24-jährige Kroatin Antonija Saric, die seit einem halben Jahr in Graz arbeitet. 

Bürokratische Hürden

Auch leichter als für ihre kolumbianische Kollegin ist für die junge Kroatin die Bürokratie gewesen: Nach acht Tagen war die Nostrifikation der EU-Bürgerin abgeschlossen. vier bis fünf Monate dauert es bei der Pflegefachkraft aus Kolumbien. "Wir merken, dass verschiedene Länder bereits beginnen, den Zugang für Fachkräfte auch aus Drittstaaten zu erleichtern. In Österreich gäbe es dafür auf jeden Fall großes Potenzial", sagt Missethon. Wenn Österreich beim weltweiten Wettbewerb um Fachkräfte mithalten will, sollten also entsprechende Schritte gesetzt werden.

MeinBezirk.at 14.06.2023 | Antonia Unterholzer

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